Kulturbeirat Newsletter #18

Die nächste Sitzung des Kulturbeirats findet am 7. Mai im Rathaus statt.

Liebe Verbündete für Wiesbadens Kultur, 

in der vergangenen Sitzung des Kulturbeirats am 27. Februar wurden bei vollem Saal zwei große Themen der lokalen Kultur diskutiert. Über den Stand der Projekte Walhalla und Galeria Kaufhof – beides leerstehende Immobilien in der zentralen Innenstadt – informieren wir hier. Das vorläufige Protokoll der Sitzung haben wir auf unserer Website hochgeladen.

Außerdem ist unsere zeitweise vakante Stelle wieder besetzt. Gabriele Krätschmer unterstützt die Geschäftsstelle Kulturbeirat seit dem 15. Februar als Sekretariats- und Assistenzkraft. Herzlich willkommen!

Galeria Kaufhof / Stadtmuseum

Die leerstehende Filiale der Warenkaufhauskette „Galeria Kaufhof“ in der Innenstadt bietet Raum für Nutzungsideen und -wünsche aus der Stadtgesellschaft. Der Kulturbeirat kann sich eine kulturelle Nutzung in der Immobilie vorstellen. Im Fokus der Diskussion in der Sitzung stand die Frage, ob die Immobilie für das Stadtmuseum geeignet ist. Die momentane Unterbringung im Marktkeller sei eines Stadtmuseums nicht würdig – so die einhellige Meinung.

Wirtschaftsdezernentin Christiane Hinninger und SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum haben im Kulturbeirat die momentane Situation im Hinblick auf die städtischen Handlungsmöglichkeiten dargestellt. Ein Ankauf sei prinzipiell möglich. Das Objekt ist im privaten Besitz und steht mit einem hohen Buchwert verzeichnet. Zudem ist die technische Gebäudeausstattung in einem guten Zustand, aber deutlich veraltet. Bei jeglicher baulichen Veränderung im Gebäude – die bei einer geschossweisen Nutzung zwingend notwendig ist – kommt ein hoher Aufwand für die technische Erneuerung zustande. Die Kostenschätzung der SEG allein hierfür beträgt 20 Millionen Euro.

Da es für eine Gesamtnutzung des Objekts momentan – und voraussichtlich auch nicht in Zukunft – keine Interessenten gebe und für eine Mischnutzung noch ein tragfähiges, d. h. deckungsfähiges Konzept fehle, kann das Objekt der Stadtverordnetenversammlung noch nicht zum Kauf vorgeschlagen werden. Nutzungsideen wie z. B. das Stadtmuseum sind grundsätzlich denkbar, aber nur in Verbindung mit einer gewerblichen Nutzung mindestens im Erdgeschoss, die einen hohen Deckungsbeitrag leistet. 

Die AG „Zukunft Stadtmuseum“ des Kulturbeirats schlägt vor, das Stadtmuseum in jedem Falle bei den Überlegungen zur Immobilie mitzudenken. Die Immobilie böte sich für einen Umzug an. Vom Kulturamt kommt hierzu die Anmerkung, dass ein Umzug nur dann Sinn mache, wenn es eine deutliche Verbesserung der momentanen Situation gebe. Eine neue Interimslösung gelte es unbedingt zu vermeiden. Prinzipiell sei die Immobilie nach diesen Kriterien aber geeignet. 

Der Kulturbeirat diskutiert die Möglichkeit eines Umzugs in die Immobilie vorerst offen. Maßgeblich sei für die Stadt nicht nur die finanzielle Dimension, sondern auch was die Alternative zu einer möglicherweise im Betrieb teuren Nutzung sei. Ein dauerhafter Leerstand in der Innenstadt helfe niemanden und richtet wahrscheinlich einen höheren Schaden an.

Im Hinblick auf die ungewisse Situation, die auch mitbestimmt dadurch ist, ob mit der Karstadt-Immobilie demnächst ein zweiter Leerstand in der Innenstadt hinzukommt, bleibt Zeit für den weiteren Austausch zur Sache und eine konzeptionelle Schärfung der Idee. Kulturbeirat und Magistrat bleiben zur Sache im Austausch.

Walhalla

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und Projektleiterin Vanessa Remy stellen im Kulturbeirat ein erstes Nutzungskonzept für die Zukunft der Immobilie Walhalla vor. Sie betonen dabei beide den Charakter des „living documents“, das nicht final betrachtet werden soll, sondern sich der Diskussion und den kommenden Eingaben im iterativen Prozess anpassen wird.

Das Walhalla soll demnach ein offenes Haus mit „drittem Ort“ im Erdgeschossbereich (momentan Filiale der Einzelhandelskette „New Yorker“) werden, das prinzipiell nach Festivalstruktur geordnet ist. Die Einbindung unterschiedlicher Interessensgruppen, „communities“ und Akteure der Kultur und Stadtgesellschaft schon im Prozess soll sicherstellen, dass der Ort eine Begegnungsstätte wird. Der Magistrat will dem Walhalla-Manifest des Kulturbeirats möglichst weit gerecht werden. Das öffentliche Nutzungskonzept im Wortlaut kann im Politischen Informationssystem der Stadt eingesehen werden.

Die Diskussion im Beirat war im Kern kritisch, was v. a. dem Stand des Projekts geschuldet ist. Momentan liegen weder Ideen oder Aussagen von Verantwortlichen zur Betriebsstruktur und Finanzierung vor. Dies gilt es v. a. im Hinblick auf die immer wieder propagierte Haushaltslage der Stadt kritisch zu verfolgen. Klar ist für alle Beteiligten: Das Walhalla darf nicht auf Kosten des Kulturhaushalts, d. h. zum Nachteil der jetzt schon nicht ausreichenden Mittel gehen.

Darüber hinaus gab es durchaus breiten Zuspruch für das Walhalla als Chance für die Zukunft, insbesondere für die jetzt noch im Kinder- und Jugendlichen-Alter befindlichen Einwohnerinnen und Einwohner Wiesbadens. Der Kulturbeirat soll und wird das Projekt weiter diskursiv begleiten. 

Auch die Besucherinnen und Besucher der Sitzung gaben ein gemischtes Bild in Wortbeiträgen ab, die aufgrund des vorab gemeldeten hohen Diskussionsbedarfs zum Thema von der Sitzungsleitung zugelassen wurden. Die Diskussion im Detail kann dem Protokoll der Sitzung entnommen werden.

Oberbürgermeister Mende betonte zum Ende der Diskussion noch einmal, dass Input zum Nutzungskonzept ausdrücklich erwünscht ist, um es weiterzuentwickeln.

Nächste Sitzung

Die nächste Sitzung des Kulturbeirats findet am 7. Mai im Rathaus statt. Wir informieren rechtzeitig zur Tagesordnung über diesen Newsletter. 

Ihre Geschäftsstelle Kulturbeirat
Janne Muth
Gabriele Krätschmer

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