Jetzt an der Kultur sparen, heißt später arm daran sein!

Der Kulturbeirat appelliert an die Stadtverordneten, vorausschauend in Bezug auf die derzeitigen Krisen zu handeln.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für Künstler:innen und Kulturveranstalter:innen weiterhin spürbar, im Herbst/Winter ist eine neue Corona-Welle möglich. Der russische Überfall auf die Ukraine löst Inflation bzw. Kostensteigerungen aus, die sich durch eine Energiekrise im Winter mit nicht abschätzbaren Folgen noch zuspitzen werden. Für alle, auch für die Kultur. Die Kulturszene droht zusammenzubrechen, wenn eine Unterstützung wegbricht. Die Lage ist ernst!

Es gilt, ein geeignetes Maß in der Förderung der Wiesbadener Kultur zu finden, das nicht in Konkurrenz zu Notlagen in der kritischen Infrastruktur steht, bei dem aber die Kultur nicht dem Sparen zum Opfer fällt. Die Kultur ist ein wichtiger Motor der Gesellschaft. Orte für Veranstaltungen und Begegnungen sind in Krisenzeiten unverzichtbar. Die berufliche Existenz vieler Künstler:innen ist bedroht und muss abgesichert werden.   

Mit städtischer Hilfe wurde in den vergangenen drei Jahren der Erhalt der Vielfalt der Wiesbadener Kultur gesichert. Den neuen Herausforderungen sollte weiterhin mit dieser Praxis begegnet werden. Ein Verlust an Vielstimmigkeit von großen und kleinen, von institutionell oder durch Projektmittel geförderten Veranstalter:innen und Solokünstler:innen wäre unumkehrbar!

Der Kulturbeirat bittet die Stadt Wiesbaden alles Notwendige zu tun und sich auf Landes- und Bundesebene einzusetzen, um ein Überleben der (Wiesbadener) Kultur in ihrer ganzen Vielfalt zu gewährleisten. Der Beirat unterstreicht dies mit den folgenden Forderungen:

  1. Der Kulturbetrieb muss unbedingt aufrechterhalten und das Wirken von Künstler:innen und Kulturorten als Herz und Kreislauf der Kultur müssen am Leben erhalten werden.

    Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus und Energieeinsparmaßnahmen oder -auflagen müssen so angesetzt werden, dass ein Veranstaltungsbetrieb weiterhin möglich ist. Notwendige Auflagen sollen mit entsprechendem zeitlichem Vorlauf nur so kleinteilig/spezifisch aufgestellt werden, wie es die Sachlage benötigt. Ferner braucht es gerade jetzt, da Veranstaltungen wieder möglich sind, Kulanz und Entgegenkommen in der Genehmigung von Veranstaltungen seitens der Landeshauptstadt.

    Viele Künstler:innen sind freiberuflich tätig und kümmern sich eigenverantwortlich um ihre soziale Absicherung. Sie stehen am Anfang einer durch Krisen bedrohten Wertschöpfungskette und benötigen in der aktuellen Situation einen besonderen Existenzschutz und Unterstützung, z. B. durch unbürokratisch zu erwerbende Förderungen und Stipendien.

  2. Es braucht Planungssicherheit für bereits gebuchte und veröffentliche Spiel- oder Ausstellungszeiten. Gestückelte Auflagenpakete und unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern, wie sie bisher im Umgang mit der Coronakrise üblich waren, müssen vermieden werden. Sie machen es Spielstätten unmöglich, ihr Programm organisatorisch und wirtschaftlich zu gestalten.

  3. (Neue) Förderprogramme müssen auf den Erhalt von Kulturstätten und die Existenzsicherung der Künstler:innen sowie auf die kulturelle Infrastruktur angepasst oder neu aufgesetzt werden. Aktuell ist zusätzlich eine Förderung für die Energiekostensteigerung zu prüfen.

  4. Es gilt das veränderte Publikumsverhalten zu analysieren. Kulturschaffende / Kulturträger:innen suchen nach neuen Wegen der Besucher-Bindung. Die politisch Verantwortlichen können dieses Anliegen unterstützen, indem sie die Relevanz des Kulturlebens in Wiesbaden öffentlich bekräftigen.  

  5. In Wiesbaden gibt es eine gute Informationspolitik des Kulturamts bezüglich der Änderung in Corona-Auflagen in Direkt-Mailings an städtisch geförderte Kulturakteure. Die hilfreiche Veröffentlichung dieser Corona-Updates auf wiesbaden.de sollte um Aspekte der Energiekrise ausgeweitet werden.

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