... Birgit Haas (Dezember 2023)

Birgit Haas war von Anfang an beim GeReNet.Wi und Forum Demenz dabei. Nun verabschieden wir sie in Ihren Ruhestand.

23 Jahre sind eine sehr lange Zeit.
In 23 Jahren kann viel erreicht werden.
Birgit Haas hat in 23 Jahren mit dem GeReNet.Wi und Forum Demenz unglaublich viel erreicht.

Wir, die Kolleginnen aus der Geschäftsstelle, verabschieden Birgit mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir werden ihre Fröhlichkeit, ihre Kompetenz und ihre Ideen sehr vermissen. Wünschen ihr aber alles, alles Gute im verdienten Ruhestand und hoffen sehr, sie immer mal wieder auf den verschiedensten Gelegenheiten zu treffen.

1. Wie lange waren Sie in den Netzwerken GeReNet.Wi und Forum Demenz Wiesbaden tätig?

Diese Frage bringt mich zum Schmunzeln, denn sie lässt sich sehr kurz beantworten. Seit 1999.

Sinnvoller allerdings erscheint mir die detaillierte Antwort, die ich mit einer Frage starte:

Netzwerkarbeit = spannend und neu?

Im Studium hatte ich einiges über das Netzwerken gelernt und konnte schon gleich am 1. Februar 1987, meinem ersten Tag im Dienst der Landeshauptstadt Wiesbaden, mit dem Ausprobieren beginnen.  Damals gab es bereits  die erste Beratungsstelle für selbständiges Leben im Alter in Biebrich und die zweite kommunale Beratungsstelle im Westend wurde gerade vorbereitet. Netzwerkarbeit, die bestand damals schon und besteht auch heute noch darin, alle relevanten Akteure des Gesundheitswesens und der Altenarbeit zusammenzubringen, um Menschen die Hilfen zu erschließen, die sie benötigen. Dies gilt im Einzelfall in jeder Beratungsstelle, dies gilt gleichermaßen für die Netzwerke GeReNet.Wi / Forum Demenz Wiesbaden.

1999 informierte Dr. Marie-Luise Marx vom HSM (Hessisches Sozialministerium) Johannes Weber, den Leiter der Abteilung Altenarbeit, über die Ausschreibung des Bundesmodellprogramms "Altenhilfestrukturen der Zukunft". Die Idee, sich an diesem Programm zu beteiligen fiel bei ihm auf fruchtbaren Boden und zusammen mit mir begann er, eine Bewerbung und ein Konzept für ein Wiesbadener Netzwerk für geriatrische Rehabilitation zu entwickeln. 20 Projekte aus der gesamten Republik wurden vom BMFSFJ ausgewählt. Nur eines war in kommunaler Trägerschaft und befand sich in Hessen.

Vier Schwerpunkte waren handlungsleitend: 1. die Erschließung von geriatrischer Behandlung und Rehabilitation, 2. der Zugang zu Heil- und Hilfsmitteln, 3. die Nachsorge nach Krankenhausaufenthalt und 4. die Entlastung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen. 

Um in allen vier Teilprojekten des GeReNet.Wi  voranzukommen, bauten wir Kontakte zu allen Berufsgruppen auf und luden sie zu Fokusgruppen ein: die Kliniken in Wiesbaden, die therapeutischen Praxen, die niedergelassenen Ärzt:innen, die Pflegedienste, die Mitarbeiter:innen der Beratungsstellen, die hauswirtschaftlichen Dienste... Schulungen folgten, Arbeitsgruppen wurden einberufen, die miteinander und mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg Maßnahmen und Verfahren einführten, evaluierten und verstetigten. 

Verstetigt wurde im Jahr 2007 durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung das GeReNet.Wi, mit dem zusätzlichen Auftrag ein Forum Demenz für Wiesbaden aufzubauen. Dies bedeutete: Das Netzwerk wuchs. Weitere Kooperationspartner wie die Alzheimer Gesellschaft Wiesbaden und die Fachberatung Demenz des Diakonischen Werks kamen hinzu. Da Demenz damals noch sehr mit Zurückhaltung und Scham besetzt war, bestanden viele Aktivitäten darin, die Bevölkerung zu informieren und Demenz in das Bewusstsein der Stadtöffentlichkeit zu bringen. 

Heute geht es in den Netzwerken GeReNet.Wi und Forum Demenz noch immer darum, den Menschen die Hilfen zu erschließen, die sie benötigen. Und mehr noch: Es geht auch darum allen - auch den Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen - die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. 

Netzwerkarbeit = spannend und neu?

Aber ja. Spannend und neu ist sie jederzeit, denn Rahmenbedingungen und Konstellationen ändern sich, neue Leistungserbringer und Angebote entstehen, andere verschwinden oder werden modifiziert.

2. Welche Themen lagen Ihnen am Herzen?

Viele der Themen stecken in den Ausführungen zu Frage 1, werden aber im Folgenden deutlicher benannt. Im GeReNet.Wi und Forum Demenz lagen mir besonders am Herzen: 

· Rehabilitation vor Pflege (nutzen und ausschöpfen von Möglichkeiten der geriatrischen Behandlung und Rehabilitation, der Heil- und Hilfsmittelversorgung).

· ambulant vor teilstationär vor stationär (Vorrang hat die Rückkehr eines Menschen in seine eigene Häuslichkeit).

· Nur wer voneinander weiß, kann miteinander kooperieren (hier ist beispielsweise die Wiesbadener Notfall-Karte ein gutes Mittel, aus der Dienste ersehen können, welche weiteren Personen zusätzliche Ansprechpartner:innen für die Versorgungsicherung sein können).

· Netzwerke dürfen/müssen offen sein für neue Kooperationspartner und neue Themen.

· Ein Netzwerk ist auf das Engagement und die Ideen der Partner angewiesen. Die Geschäftsstelle eines Netzwerks alleine kann wenig bewirken. 

3. Was möchten Sie den Kolleginnen und Kollegen für die Zukunft mitgeben?

Die in Punkt 2 genannten Themen sind m. E. immer und immer wieder aktuell. Sie sollten nicht aus dem Blickfeld geraten, sondern stets präsent sein. Ich gehe ohne Sorge, denn die Fortsetzung der Arbeit in den Netzwerken ist bei meinen Kolleg:innen und bei den vielen aktiven Partnern in den besten Händen. Sie alle sind offen für Neues und mit viel Schaffensfreude am Werk. Auch in Zeiten knapper Finanzen und einschneidender Regularien werden sie das Beste für die Menschen mit geriatrischem Unterstützungsbedarf realisieren. Vorab schon: als nunmehr Rentnerin und ältere Wiesbadener Bürgerin sage ich hierfür Danke sehr.

4. Welche Pläne haben Sie für Ihren Ruhestand?

Ich war schon immer ein recht aktiver Mensch mit vielen Interessen. Das will ich im Alter auch bleiben, will mich mit den wunderbaren Menschen treffen, die ich privat und während meiner Berufstätigkeit kennen und schätzen lernte, will Ausflüge und Reisen machen, will schwimmen und tanzen, will lesen und kreativ sein, will präsent sein im Familien- und Freundeskreis und ich will mich auch in der/für die Gesellschaft engagieren. 

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  • Forum Demenz