Online-Umfrage zur Situation der Altenhilfe unter Pandemiebedingungen (Teil 4): Lernen aus der Pandemie und Wünsche für die Zukunft

Ein Beitrag von Dr. Petra Schönemann-Gieck

Im Frühjahr 2021 beauftragte das GeReNet.Wi / Forum Demenz das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg mit der Durchführung einer Online-Erhebung zur Situation der Anbieter Wiesbadener Altenhilfe unter Pandemiebedingungen. An der Befragung nahmen 15 stationäre Pflegeinrichtungen, sechs ambulante Pflegedienste, 13 Beratungsstellen, eine Tagespflegeeinrichtung und sieben weitere Partner im Forum Demenz Wiesbaden teil.

Inhaltliche Schwerpunkte der fünf Befragungsabschnitte betrafen:

  1.  Herausforderungen und besondere Problembereiche in der Pandemie,
  2. Lösungen und Ideen der letzten Monate (Best Practice Beispiele),
  3. die besondere Situation von Menschen mit Demenz in der Pandemie,
  4. die Rolle von Angehörigen in der Pandemie und
  5. Erfahrungen und Erkenntnisse für die Zukunft.

Was konnten Sie aus der Pandemie lernen? Und: In wieweit haben Ihre Erfahrungen des letzten Jahres Auswirkungen auf Ihre zukünftige Arbeit?

Dies sind die zentralen Befunde:

Hohe Relevanz regelmäßiger Information und intensiver Kommunikation tragen zur Nachvollziehbarkeit des eigenen Handelns und zur Vertrauensbildung in der Zusammenarbeit bei. Als Akteur in der Altenhilfe ist es wichtig, ein verlässlicher Partner in allen Situationen zu bleiben, Ruhe bewahren und mit Bedacht im Sinne des Kunden zu arbeiten. So konnte durch eine intensivere Kommunikation mit Angehörigen von Heimbewohnern ein deutlicher Rückgang an Beschwerden verzeichnet werden. Doch auch Führungskräften wurde in der Pandemie deutlich, dass es den eigenen Mitarbeitern nicht nur in schwierigen Zeiten gut tut mehr hin zu hören was sie bewegt.

Hilfreiche digitale Lösungen. Diesbezüglich als sehr hilfreich erwiesen sich neue Möglichkeiten, wie Telefon- und Videokonferenzen. Diese stellen eine gute Möglichkeit des kollegialen Austausches aber auch eine Hilfe für die Kommunikation mit weiter entfernt lebende Angehörige dar.

Ressourcen der Klienten mehr beachten. Ein interessanter Befund für die Beratungsstellen war, dass bei einigen Klienten mehr Eigenorganisation möglich war als gedacht. "Erstaunlich viele haben sich selbst organisiert und Wege und Möglichkeiten gefunden, benötigte Papiere und Unterlagen an uns weiter zu leiten."

Bedeutung direkter Kontakte in der Beratung. Auch wenn die Einschätzung der Situationen per Telefon oder Videogespräch insgesamt verbessert werden konnte, wurde doch deutlich, dass ohne die Möglichkeit von persönlichen Gesprächen, Anwesenheit und Präsenz im Stadtteil sowie von Hausbesuchen eine gute Beratung und Versorgung gerade bei komplexen Situationen und Bedarfslagen nicht ausreichend möglich ist. Nach wie vor stellt ein niedrigschwelliger Zugang ein zentrales Kernstück der Arbeit mit älteren Menschen im Quartier dar.

Auswirkungen der Hygienemaßnahmen. Einen deutlichen positiven Effekt ist durch die Zunahme des Stellenwerts der Hygiene zu erkennen. Der Umgang mit Infektionen bzw. multiresistenten Keimen hat sich durch die Pandemie deutlich verändert; Mitarbeitende achten deutlich strenger auf Hygienemaßnahmen. Die neu ergriffenen Schutzmaßnahmen verringerten auch die sonstigen Infektionsfälle.

Optimismus, Kreativität und Ausdauer werden als zentrale Ressourcen für die Zeit der Pandemie aber auch für die Zukunft beschrieben. Es wird für wichtig befunden, positiv eingestellt zu bleiben und aus den gegebenen Möglichkeiten das Beste zu machen. Dabei können und müssen manchmal auch unkonventionelle Wege gewählt werden.

Eine zentrale Erkenntnis für viele stellte die hohe Bedeutsamkeit sozialer Kontakte und eine Eingebundenheit in die Gesellschaft für eine gute Versorgung und eine persönliche Lebenszufriedenheit im Alter dar. Dies wurde zum Anlass genommen, die diesjährige Fachveranstaltung des GeReNet.Wi & Forum Demenz dem Thema zu widmen.

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