Evaluation der Eifel-Urlaube 2022 und 2023

Von Dr. Petra Schönemann-Gieck, Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg

Seit 2009 führt das Forum Demenz Wiesbaden in Kooperation mit dem Diakonischen Werk und den Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter eine Urlaubsreise für zehn Menschen mit Demenz und ihre pflegenden und betreuenden Angehörigen in Baasem in der Eifel durch. Ziel dieses Angebotes ist es, Betroffenen und Angehörigen gemeinsam die Möglichkeit der Erholung zu geben, die Angehörigen in ihrem Betreuungsalltag zu entlasten und ihnen Zeit für eigene Aktivitäten zu geben.

Über die Bedeutung eines solchen Angebotes, das Wiesbadener Urlaubskonzept und dessen Umsetzung sowie die Schilderung persönlicher Eindrücke der Mitreisenden berichten die Kolleginnen Ulrike von Schilling und Marie Pfeiffer in einem sehr lesenswerten Artikel im Fachmagazin ProAlter (Link s.u.).

Ob diese durchweg positiven – aber subjektiven - Bewertungen sich auch durch Zahlen belegen lassen, hat nun das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg evaluiert. Dafür wurden 2022 und 2023 Befragungen der Teilnehmenden durchgeführt und durch die wissenschaftliche Begleitung ausgewertet. In der aktuellen Newsletter-Ausgabe wird das methodische Vorgehen, die Stichprobe und erste Ergebnisse der Evaluation vorgestellt. Detailliertere Ausführungen zu den Auswirkungen auf die betreuenden Angehörigen und die erkrankten Menschen mit Demenz werden in den nächsten Newsletterausgaben folgen.

Methodik und Stichprobe

Grundlage der Evaluation sind Fragebögen, die die pflegenden Angehörigen jeweils vor und direkt nach dem Urlaub ausfüllten. 2023 wurde zusätzliche eine dritte Messung sechs Wochen nach Urlaubsende durchgeführt, um die Nachhaltigkeit der im Urlaub angestoßenen Veränderungen einzuschätzen. Die Fragebögen umfassen u.a. auf standardisierten Instrumenten beruhende Einschätzungsskalen, die die Stimmungslage der pflegenden Angehörigen und die nichtkognitive Symptomatik der Menschen mit Demenz abbilden. Zudem wurden Erwartungen, persönliche Erfahrungen und Wünsche für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Urlaub erfasst.

Alle 19 befragten pflegenden Angehörigen waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 73 und 87 Jahre alt und überwiegend weiblich (15:4). Es nahmen ausnahmslos pflegende Ehepartner am Urlaub teil, die nicht mehr berufstätig waren und gemeinsam mit der erkrankten Person in einer Wohnung wohnten.

Ausgewählte Ergebnisse

Zunächst wurden die pflegenden Angehörigen gebeten zu schildern, welche persönlichen Erwartungen sie mit dem Urlaub verbinden. Die offenen Antworten wurden nach Themen sortiert und folgenden Kategorien zugeordnet:

  • Entlastung durch zuverlässige Übernahme der Betreuungsarbeit von geschulten Begleitpersonen, 
  • Möglichkeit zur Entspannung, Erholung und Selbstsorge / Zeit für sich selbst,
  • Erlebnisse in Gemeinschaft und Geselligkeit, Abwechslung abseits des Pflegealltags und
  • Erfahrungsaustausch mit anderen Angehörigen, Anregungen und Tipps zur Selbsthilfe.

Ein Drittel der Befragten nannte Antworten aus den Kategorien „Entlastung“ und „neue Eindrücke“ (jeweils 11 Personen; 32,4 %); jede(r) fünfte Angehörige erwähnte den Erfahrungsaustausch als Erwartung (7 Personen, 20,6 %) und 15 % der Angehörigen war die „Selbstsorge“ ein Aspekt, den sie vom Urlaub erwarteten (5, 14,7 %).

Nach Ende des Urlaubs wurden die Angehörigen gefragt, in wieweit diese Erwartungen an den Demenzurlaub erfüllt wurden.

Hier zeigte sich ein sehr positives Bild: 83 % der Angehörigen bestätigten, dass sich ihre Erwartungen sehr erfüllt hätten und drei Personen (16,7 %) gaben an, dies sei „eher ja“ der Fall. Keiner der Befragten gab an, dass sich die Erwartungen an den Urlaub nicht oder eher nicht erfüllt hätten. Auch zeigten alle mit dem Urlaub zufrieden (n=17) 
oder „eher zufrieden“ (n=1).

Die sehr positive Bewertung des Urlaubs direkt nach Abschluss der Fahrt bezieht sich v.a. auf die sehr gute, persönliche und liebevoll unterstützende Betreuung der Betroffenen und auch der Angehörigen. Das Programm und die Umgebung werden ebenfalls positiv hervorgehoben. Negativen Bewertungen oder Verbesserungswünsche wurden nicht genannt.

In der nächsten Ausgabe des Newsletters werden die Auswirkungen des Urlaubs auf das Verhalten der an Demenz erkrankten Mitreisenden im Fokus stehen. 

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Dr. Petra Schönemann-Gieck
  • Dr. Petra Schönemann-Gieck